Vornehmes Ansehen erlangte der große Spitz nie, obwohl er jahrhundertealt ist.
Modehund ist er nie geworden, obwohl er sowohl in den Adelshäusern zu Hause war als auch auch den Höfen der Bauern. Feine Herrschaften haben ihn zu keiner Zeit mit auf die Jagd genommen. Der Großspitz hat keinen Jagdtrieb. Er ist eben im Grunde seines Herzens und seiner Gene ein Hofhund. Das hatte ihm seine Existenz gesichert, weil er mit dieser Eigenart nicht dem Wild des Adels in die Quere kam und somit bei den Bauern vom Lehnsherrn geduldet wurde. Seine majestätische Ausstrahlung hat ihn aber trotzdem für die feinen Leute interessant gemacht. Viele alte Gemälde zeigen immer wieder Spitze mit dem Adel zusammen. Wieviele Spitze saßen brav zu Fuße des Fauteuils in den Herrenhäusern , bei den Damen des Hauses auf deren Chaiselongue oder mit in den Kutschen. Da er eben ein Allrounder war und noch immer ist, ist der Großspitz von jeher einer der am weitesten verbreiteten Hunde gewesen –
Der Großspitz zeichnet sich dadurch aus, dass er das Schweizer Taschenmesser unter den Hunden ist: In seiner Vielseitigkeit ist er Wächter, Hüter der heimischen Haustiere und Vernichter des Ungeziefers. Er hat ein selbstreinigendes doppellagiges, geruchloses Fell, sabbert nie und hat keine tränenden Augen. Der Großspitz ist sehr gelehrig, ein absoluter Familienhund und weltbester Kindergärtner.
Obwohl zum Spitzcharakter auch ein großer Sinn für Unabhängigkeit und Freiheit gehört, ist er seiner Familie treu ergeben, während die Schmeicheleien Fremder ihn völlig kaltlassen. Er ist unbestechlich.
Kurzum: Der altdeutsche Großspitz ist der ideale Haushund!
Seiner Intelligenz und seinem sehr ausgeprägten Selbstbewusstsein verdankt er seinen Ruf als schwer erziehbarer Dickkopf. Der Deutsche Spitz trifft gern eigene Entscheidungen oder wickelt seinen Herren derart um den kleinen Finger, dass die Schwarte kracht. Wer kann, der kann.
Der Großspitz war früher wie ein selbständiger Mitarbeiter, bzw. rechte Hand des Bauern, Weinbauern, Schiffer, etc . Der Großspitz ist ein Arbeitshund. Ganz früher war er dort in der Kategorie “ Arbeitshunde“ auch vertreten. Warum er in den letzten Jahren von Begleithund und nun letztendlich in die Kategorie Spitze und Hunde vom Urtyp gewandert ist, ist auch unklug, denn mit einem Großspitz holt man sich einen Arbeitshund ins Haus. Das hat sich in den 100 Jahren nicht geändert. Er braucht eine Aufgabe. Früher passte er auf die Kinder auf, trieb das Vieh, verbellte mutig Wildschweine von den Feldern, bewachte nachts den Hof, säuberte den Hof vom Ungeziefer, beäugte mißtrauisch Fremde und wich niemals vom Hof, Pferdewagen oder Schiff und verteidigte das Eigentum wo immer es auch war.
Für mich persönlich ist es immer wieder beeindruckend wie instinktsicher diese Hunde sind.
Kurze Beispiele:
1.)Absolute Verweigerung einen Wanderweg zu nehmen, den wir sonst immer nehmen. Trotz schimpfen, ziehen, etc. Hund bleibt plötzlich total stuhr. Es war kurz vor einem Sturm und ich wollte noch schnell vorher mit ihm raus und mein Hund hat die Gefahr gemerkt. Am nächsten Tag kam die Feuerwehr und hatte 2 Bäume genau auf unserem Wanderweg weggemacht.
2.)Draußen im Frühstückscafe ist mein Hund, der sonst jeden, aber auch jeden mißtrauisch beäugt und sich nie von Fremden ohne weiteres anfassen läßt, plözlich ein Herz und Seele mit einem mir fremden älteren Mann. Er wird abgeleckt, er lehnt sich an ihn, er legt seine Schnautze liebevoll auf sein Bein. Es wurde schon mir und meiner Begleitung sehr peinlich. Ich musste meinen Hund wirklich wegziehen.
Als er ging sagte er nur, dass ich einen sehr tollen Hund hätte. Er selber hätte ein offenes Bein und sei auch sonst schwer krank und mein Hund hat das sofort gemerkt.
3.)Auf einem Dorffest wollte ich mich an anderen Tisch setzen, an dem schon ein fremder älterer Mann saß. Mein Hund hatte plötzlich angefangen schon fast hysterisch zu bellen und zog mich dort weg. Ich hatte eine Bratwurst in der Hand und war total sauer und schimpfte. Aber es war nichts zu machen. Mein Hund blieb völlig stuhr. Damit es nicht noch peinlicher wurde, weil alle schon zu mir schauten, gingen wir woanders hin. Wochen später erzählte mir jemand, dass der Mann dafür bekannt sei, dass er seine Tiere schlagen würde.
4.) Jeder bei mir in Wohnung niest oder hustet, muss aufpassen, dass mein Hund ihm nicht das Gesicht ableckt. Verletzte Katzen werden ebenfalls liebevoll vom ihm verarztet.
Wenn dieser Hund von jemanden nicht angefasst werden möchte oder jemanden anbellt, dann hat es sicher einen Grund und ich vertraue ihm einfach. Er kann es einfach. Punkt!
Und eins für alle, die sich jetzt für den „alten Schlag“ Großspitz interessieren: Wer einen total gesunden Hund ohne Erbkrankheiten sucht, der im Sommer abhaart, um die Hitze besser zu vertragen, nicht jagt und auch mal auch mal 3 Tage ohne Aktion auskommt, der sollte gezielt darauf achten, dass er sich einen Großspitz vom alten Schlag sucht. Ein Blick in die Ahnentafel zeigt euch die Herkunft.
Der Großspitz vom alten Schlag, so wie er seit Jahrhunderten existierte, stirbt aus. Was ist der „alte Schlag“ , so nenne ich ihn einfach mal als absoluter Laie? Damit meine ich den uralten Großspitz, der nicht mit dem American Eskimodog vermischt wurde und der dabei den alten deutschen Großspitz genetisch verwässert hat.
In welchem Umfang nun Fremdrassenblut in den deutschen Großspitzen fließt, ist zur Zeit wohl kaum noch nachzuvollziehen, da es für den Käufer nirgends ersichtlich ist-außer in der Ahnentafel oder einem Backenabstrich, um es im Labor für unter EUR 100 festzustellen.
Auch das typische Äußere ist nun nicht mehr in den Farben weiß, schwarz oder braun zu finden. Mittlerweile sind sie von den Farben her vom Wolfspitz oder Mittelspitz kaum zu unterscheiden. Die Kundschaft möchte gern eine Farbvielfalt und viele Züchter sind der Nachfrage gefolgt und züchten Großspitze, die graugewolkt sind , was eigentlich ein typisches Merkmal für einen Wolfsspitz ist. Es werden auch bunte Farben gezielt gezüchtet, wie z.B. creme,black tan, sable, schwarz-weiß gescheckt. Daher wird es schwer für den Käufer zu uterscheiden, ob er einen bunten großen Mittelspitz kauft oder einen kleinen bunten Großspitz.
Ich als Anfänger habe ja selber jedesmal so meine Schwierigkeiten.
Für mich wirkt es mittlerweile wie ein Eintopf. Bohnen sind lecker, Kohl ist lecker, Grünkohl ist lecker und Chili con carne ist auch super. Und wenn wir alles zusammenmischen schmeckt es komischerweise gar nicht besser. Ich bin nicht überzeugt Mittelspitze, Großspitze und Wolfsspitze mit einander zu verpaaren mit auch noch der Fremdrassenbeimischung American Eskomodog. Der übrigends in den USA als eigenständige Rassen neben der eigenständigen Rasse Großspitz existiert.
Es ist wie im Kuchenrezept. Auch hier kann man nicht 1:1 Zutaten gegeneinander austauschen. Das Ergebnis kann schwer nach hinten losgehen.
Nur reden wir hier über Lebewesen.
Zumal Mittelspitze, Wolfsspitz und Großspitz im Wesen völlig anders sind. Meiner Erfahrung nach hat ein Großspitz 3 x mal mehr Temperament, Schärfe und Eigensinn als ein Wolfsspitz.
Unser alter deutscher Großspitz ist vor vielen vielen Jahren nach Amerika „gegangen worden“. Dort wurde er aber leider mit vielen anderen Rassen ( Samojede, Finnenspitz, Riesenschnautzer, etc..) vermischt, sodass seine jahrelangen wesensfeste Merkmale, die total typisch für einen Großspitz sind, teilweise verloren gegangen sind.
So vermischt ist er wieder nach Deutschland zurückgekommen. Äußerlich sind beide kaum zu unterscheiden, aber jeder, der sich für einen Großspitz interessiert, sollte sich vorher die Ahnentafeln vorlegen lassen und auch direkt nachfragen, ob der Großspitz noch vom alten Schlag ist. Auch noch heute werden Großspitze mit American Eskimodog miteinander verpaart. So auch werden Großspitze mit Eskiaanteil wiederum mit Großspitzen mit ebenfalls Eskieanteil verpaart.
Meine Oma nannte das immer Amselragout. Ein Pferd-eine Amsel. Mittlerweile könnte der Großspitz die Amsel sein.
Der American Eskimodog ist eine anerkannte Fremdrasse. Er ist ein Hund mit Jagdtrieb, braucht sehr viel Bewegung und kann mühelos aufgrund seines Körperbaus (Gebäude) lange laufen und auch Agility-Sport machen. Ich persönlich finde ihn wunderschön und er ist ein mega Sportler. Aber er ist eben kein Großspitz und sollte daher nicht mit ihm verwechselt werden.
Das kann und braucht der Großspitz alles nicht. Er ist für den Hof gedacht, das Grundstück und die Arbeit. Darauf seit Jahrhunderten gezüchtet. Als stundenlanger Wächter und Haus/Hofbewacher muss er keine Kunststückchen auf dem Platz absolvieren.
Er schläft artig neben Katzen, Hühnern, Gänse und Enten. Er verwüstet nicht die Wohnung oder Spielzeuge.
Und ist er absolut unbestechlich, hört und sieht was andere nicht können, verläßt nicht sein Revier. Und ganz wichtig. ER HAT FAST KEINE ERBKRANHEITEN.
Erst durch die Verpaarungen von Großspitz und Eskimodog musste auf die Augenkrankheiten (PRA), die zur Erblindung führen können, getestet werden.
Es wird seinen Grund haben, warum nun seit der Verpaarung dieser beiden Rassen bei der Zucht nun diese und andere Kontrollen gemacht werden müssen. Da darf man sich zu Recht fragen, ob es wirklich jetzt noch sinnvoll ist, Großspitzen mit Eskieanteil mit Großspitzen mit ebenfalls Eskieanteilen weiterhin zu verpaaren.
Ganz langjährige Züchter erzählen auch, dass den weißen und den schwarzen Großspitzen unterschiedliche Charaktereigenschaften zugeschrieben werden. Sollte dem so sein, dann ist es ja auch eine Frage, was passiert, wenn man so bunte Großspitze züchtet.
Ich kann nur an die Käufer appellieren. Kauft mit Verstand und vielen Nachfragen. Wenn die Käufer die alten Linien wollen, dann werden auch wieder mehr davon gezüchtet.
Bitte denken Sie an die Möpse, die kaum noch atmen können oder die ganz kleinen Teacupspitze, deren Herz viel zu groß für ihren Körper ist.
Ist es nicht toll, einen lackschwarzen Hund an seiner Seite zu haben. Klein, stark, schwarz. Instinktsicher, völlig gesund, flink, verträglich mit allem was auf dem Grundstück ist und außerhalb einen unbestechlichen Wächter und verlässlichen Kumpel zu haben. Muss jeder Hund ein Weichspülprogramm haben?
Auch die weißen Großspitze sind schneeweiße elegante Schönheiten, die wirklich von jedem bewundert werden. Sie sind im Ganzen etwas “ geschmeidiger“ im Umgang, als ein schwarzer Großspitz.
Ich mag oldschool sein, aber ich möchte einige Dinge, die sich über 100 Jahre bewährt haben, nicht ändern. Ich trinke meinen Ostfriesentee mit Kluntjes und Sahne, mache älteren Herrschaften Platz im Bus, gucke abends die Tagesschau, und höre auch ab und zu die alten Schlager.
Einige Dinge im Leben kann man nicht verbessern. Der alte Großspitz gehört dazu.
Die Sonne ist gelb, der Espresso ist schwarz, die Liebe ist rot , der Rasen ist grün und der Himmel ist blau.
Und der Großspitz ist schwarz, weiß oder braun.
Unser Mick vom Märchenwald ist noch vom „alten Schlag“.
Einige wenige Züchter bundesweit im Verein für deutsche Spitze (VdH) und in dem VSVR und kleineren Vereinen züchten ihn noch. Leider gibt es kein einheitliches Zuchtprogramm, um verbändeübergreifend die letzten Exemplare zusammenzuführen.
Wir brauchen dringend „Jung“ZüchterInnen, die nicht nur einen weißen Großspitz oder einen schwarzen Großspitz besitzen wollen, sondern sich dem manchmal sperrigen Reglement der Verbände unterwerfen und mitzüchten. Und m.E. nach, eine Zucht über die jeweiligen Vereinsgrenzen hinweg.
Zur Zeit werden wir verbandsübergreifend durch Fachleute eines Genlabors in der Erhaltungszucht unterstützt.
Hast du Fragen dazu? Möchtest du wissen, ob du einen Großspitz vom alten Schlag vor dir hast oder nicht? Hast du einen nicht registrierten Großspitz zuhause? Oder kennst du jemanden, der einen Großspitz hat und vielleicht Interesse am Züchten hat? Dann melde dich gerne bei 0176-56860203 vom Märchenwald oder 0170/1044983 von Grotensoll (siehe Link unten) auch gern per WhatsApp. Wir versuchen zur Zeit die letzten Kräfte zu bündeln.
Zur Zeit läuft eine Clusterstudie, das heißt, alle in Frage kommenden Hunde werden genetisch untersucht und eine genetische Rassebeschreibung erstellt. Das wird mittels Backenabstrich gemacht und tut nicht weh und kostet unter EUR 100,–. Damit kann schnell festgestellt werden, ob Du noch den alten Großspitz hast oder nicht.
Selbstverständlich kann der Test auch vor dem Hundekauf gemacht werden.
. So können auch passende und gesunde Verpaarungspartner gefunden werden. Weitere Fragen beantworten wir gerne!
Es ist wie im echten Leben. Wichtig ist immer was wirklich drin steckt.
Und,… der gesunde Großspitz kann 15 Jahre alt werden und älter.
Ist es nicht ein gutes Gefühl deutsches Kulturgut zu retten mit dem Kauf eines Hundes, der zu den ältesten Europas gehört und nun auf der roten Liste der aussterbenden Hunderasse steht, weil er zu klug, zu unbestechlich und selbstdenkend ist und eigentlich nur seine Familie liebt und nur auf diese hört?
https://www.g-e-h.de Die Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e. V. ist ebenfalls an der Rettung dieser alten originalen Hunderasse interessiert.
(Einige Textpassagen und Themeninhalte wurden mir von Daniela C. freundlicherweise zur Verfügung gestellt. Siehe auch Preussenspitz ♥ Dankeschön dafür)
Mehr über Mick vom Märchenwald – auch vom alten Schlag – als Zuchtrüden mit Zuchtzulassung könnt Ihr bei FERAGEN Österreich erfahren. Einer internationalen Gen-Datendank, die dazu dient passende Zuchtpartner zu finden.
Augen auf beim Großspitzkauf!
Der obige Text ist teilweise in Zusammenarbeit mit Daniela C. von der Seite Preussenspitz.de entstanden. Hier wird die Geschichte des Großspitzes von gestern und heute erzählt. Stattet ihr gerne einen Besuch ab:
